Seine Ideen wirken fort

Joseph Beuys zum 100. Geburtstag

Er war unbequem und zeitlebens umstritten. Und dennoch einer der bedeutendsten deutschen Künstler: Joseph Beuys. Am morgigen 12. Mai wäre er 100 Jahre alt geworden. Im Zentrum des Jubiläumsjahrs stehen seine politischen Ideen und welche Relevanz sie für uns heute haben. „Zentral im Schaffen von Joseph Beuys ist für mich seine Theorie der Sozialen Plastik. Er glaubte daran, dass man die Gesellschaft von der Kunst her verändern und ihre Missstände und Widersprüche heilen kann. Auch hat Beuys schon damals auf die ökologische Krise hingewiesen. Er hat die Grünen mitbegründet und davon gesprochen, dass man der Natur – also den Pflanzen, den Tieren – ein eigenes Rechtssystem geben müsste“, sagt Mirjam Schmidt, Frankfurter Abgeordnete und Sprecherin für Kunst und Kultur der Grünen Fraktion im Hessischen Landtag.

Beuys war Aktionskünstler, Bildhauer, Aktivist und Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf, aber auch ein Visionär. Sein Ziel: Eine neue Gesellschaft. Noch 35 Jahre nach seinem Tod wirken seine Ideen fort. Und sind so aktuell wie zu seinen Lebzeiten. Er setzte sich mit sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhängen auseinander. So forderte er beispielsweise für alle den unbeschränkten Zugang zu Bildung. Zentral war sein erweiterter Kunstbegriff. Kunst war für Beuys nicht allein Malerei oder Bildhauerei, ein Künstler nicht nur der Maler oder Bildhauer. Sondern seiner Ansicht nach verfügt jeder Mensch als denkendes, kreatives Wesen über schöpferische Kräfte, mit denen er die Welt gestalten kann. Die Soziale Plastik ist die durch das Denken und kreative Handeln der Menschen veränderte Gesellschaft. „Jeder Mensch ist ein Künstler“, war sich Beuys sicher und meinte damit, dass jeder Mensch Fähigkeiten hat, die er ausbildet, um gesellschaftliche Transformation zu bewirken, und zwar im Sinne des Allgemeinwohls.

Auch unsere Gesellschaft heute befindet sich in einem Veränderungsprozess – sei es durch die digitale Transformation, die in fast alle Bereiche unseres Lebens eingreift oder durch den Klimawandel, der uns zu einem radikalen Wandel unserer Lebensweise zwingt. Sogar hinsichtlich einer konsequenten Klimaschutzpolitik können wir lernen von Joseph Beuys. Denn die forderte er bereits vor Jahrzehnten. Und setzte seine Ideen auch praktisch um. Geradezu visionär angesichts des Klimawandels war zum Beispiel seine Skulptur „7000 Eichen“ in Kassel, die er 1982 auf der documenta 7 präsentierte.

Mirjam Schmidt: „Mein Begriff von Politik lehnt sich an das Verständnis von Beuys an, dass jeder Mensch durch kreatives Handeln zum Wohl der Gesellschaft beitragen kann. Ich mache Kulturpolitik, weil ich die Gesellschaft verändern will und weil ich an die transformative Kraft der Kunst glaube. Kulturpolitik ist daher für mich gleichbedeutend mit Gesellschaftspolitik. Ähnlich wie Beuys für alle den Zugang zu Bildung forderte, setze ich mich für den gleichberechtigten Zugang aller Bürger*innen zu Kunst und Kultur ein, genauso wie für die Förderung von Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Menschen. Deshalb muss Kultur in die Fläche.“

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